Metal: Hellsinger – Spaßiger, aber inhaltsarmer Rhythmusshooter | Kritik

Ob das Musikstück »At Doom’s Gate« aus id Softwares Shooterklassiker Doom nun mehr nach Metallicas »No Remorse« oder doch eher nach Judas Priests »Painkiller« klingt, ist unter Fans bis heute umstritten. Wichtig ist nur: Ego-Shooter und Metal – das ist eine traditionsreiche Kombination. Metal: Hellsinger, entwickelt von The Outsiders und herausgegeben von Funcom, denkt diesen Ansatz noch weiter und erhebt die Musik zum zentralen Spielelement: Wir metzeln uns durch allerlei Höllenkreaturen, müssen dabei aber genau den Takt des brachialen Metal-Soundtracks treffen, um möglichst effektiv zu sein. Dieses spannende Spielkonzept wird jedoch von einer ganzen Reihe an Fehlern untergraben, allen voran umfangstechnischer Art.

Wahnsinn! Warum schickst du mich in die Hölle?

Kennt ihr noch Morte, den sprechenden Schädel aus Planescape: Torment? Die Entwickler fanden: Jeder sollte einen haben! In Metal: Hellsinger wird das schwatzende Oberstübchen von Troy Baker (Joel in The Last of Us, Booker DeWitt in BioShock Infinite) gesprochen und dient als Erzähler der Geschichte: Wir schlüpfen in die Rolle der »Namenlosen«, einer Dämonin mit Flügeln, Hörnern und allem drum und dran, und ziehen in den Kampf gegen die Rote Richterin, die Herrscherin der Hölle. Wobei das letztendlich alles nur Staffage ist: Die Story selbst ist ebenso platt und uninteressant, wie die handgezeichneten Standbilder, über die sie erzählt wird. Ganz am Ende gibt es dann noch einen Plottwist (und die Andeutung eines Sequels), aber ersteren habe ich eher schulterzuckend hingenommen, als dass er wirklich Eindruck hinterlassen konnte. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass ich die Richterin als Oberbösewicht nie ernstgenommen habe: Alle ihre Pläne scheitern und es ist nach der Hälfte des Spiels eigentlich schon klar, dass wir gewinnen werden. Spannung? Fehlanzeige.

Die Story wird in recht schmucklosen Standbildern erzählt.

Wir halten fest: Man spielt Metal: Hellsinger nicht wegen seiner Geschichte. Das Aushängeschild des Spiels ist sein Soundtrack und die Art, wie er mit dem Gameplay verwoben ist. Während wir Höllenkreaturen bekämpfen, müssen wir unsere Angriffe passend zum Takt ausführen, also immer gleichzeitig mit den Viertelnoten. Kleine Dreiecke neben dem Fadenkreuz helfen uns dabei, unsere Attacken richtig zu timen. Treffen wir Gegner im Takt, füllt sich unsere Anzeige für Zorn. Je höher dieser Wert, desto mehr Schaden richten wir an und desto mehr Punkte gibt’s für den Highscore am Ende des Levels. Erst auf sechzehnfachem Zorn, was gleichzeitig auch die höchste Stufe ist, erklingt dann auch der Gesang – vorher hören wir nur das Instrumentalstück.

Guter, aber recht gleichförmiger Soundtrack

Die Musik des Spiels wurde von grundauf neu komponiert, lizensierte Songs gibt es dementsprechend nicht. Die Band »Two Feathers« spielt die Instrumente ein, während eine Reihe von namhaften Sängern die Arbeit am Mikrofon übernehmen, darunter Matt Heafy (Trivium) und Serj Tankian (System of a Down). Musikalisch reden wir hier über modernen, melodischen Metal mit ein paar Einflüssen aus dem Death Metal. Eine Sache vorweg: Der Soundtrack hat mir unterm Strich gut gefallen und stellt für mich immer noch einen klaren Pluspunkt dar. Rein subjektiv habe ich an der klanglichen Untermalung aber dennoch etwas auszusetzen – auch unabhängig davon, dass Metal-Fans der elitären Sorte die Musikstücke ohnehin als zu glattgebügelt erachten werden.

Wenn ein Gegner rot aufleuchtet, können wir ihn per Druck auf E mit unserem Schwert ausschalten und dadurch Lebensenergie zurückgewinnen.

Jedes der acht unterschiedlichen Levels (»Höllen« genannt) verfügt nur über ein einziges Lied, das dann in Dauerschleife läuft. Da der Rhythmus konstant aufrecht erhalten werden muss, ist auch nur wenig Platz für Soli, Breakdowns oder Tempowechsel. Das alleine lässt die Songs schon recht gleichförmig wirken, aber ich finde sie letztendlich auch einfach nur bestenfalls leicht überdurchschnittlich: nett, aber nichts, was ich mir außerhalb des Spiels noch einmal anhören würde. Ich hätte mir durchaus den einen oder anderen lizensierten Track gewünscht. Zu Iron Maidens »The Trooper« Dämonen abmetzeln? Das hätte Stil!

Schnelle, actionreiche Kämpfe

Spielerisch ist Metal: Hellsinger grundsolide. Uns stehen insgesamt sechs Waffen zur Verfügung, von denen zwei besonders wichtig sind und daher (fast) immer mitgeführt werden: Da wäre zum einen der bereits angesprochene Schädel namens »Paz«, welcher zwar nicht viel Schaden anrichtet, mit dem wir aber unsere Zorn-Anzeige gefüllt halten können, auch wenn gerade keine Gegner zum Verdreschen in der Nähe sind. Mit dem Schwert namens »Terminus« teilen wir im Nahkampf aus und regenerieren außerdem unsere Gesundheit. Letzteres funktioniert so, dass wir einen Gegner zuerst schwächen und ihm dann mit dem Schwert den Rest geben. Von den restlichen vier Waffen dürfen wir zwei auf unsere Missionen mitnehmen. Mein Favorit: Die »Höllenhunde« genannten Doppelpistolen.

Die Bosskämpfe gegen die Rote Richterin werden mit der Zeit eher lästig als unterhaltsam.

Die Spielgeschwindigkeit ist hoch und wenn wir uns den Takt treffend durch die Feindhorden metzeln, ensteht ein spaßiger Spielfluss. Dummerweise sind die Levels extrem linear geraten und es kommt alle paar Abzweigungen zu einem Arenakampf, in dem wir mehrere Gegnerwellen besiegen müssen. Leider ziehen sich diese Gefechte immer ein bisschen länger, als sie sollten, und werden außerdem häufig direkt aneinandergereiht – das wird durchaus zuweilen repetitiv.

Grenzwertiger Umfang

Apropos »repetitv«: Am Ende jeder Hölle liefern wir uns einen Bosskampf mit der Roten Richterin. Bis auf die letzte Mission kämpfen wir dabei immer gegen dieselbe, nur in Details veränderte Gestalt. Ja, ihr Skillset erweitert sich und der Schwierigkeitsgrad zieht an, aber in sieben von acht Fällen dasselbe Modell zu verwenden, wirkt doch schon ziemlich billig. Zumal ich die Geschichte von Metal: Hellsinger schon nach knapp über vier Stunden durchgespielt hatte – da wirkt der Preis von 30 Euro durchaus happig, zumal sich der Wiederspielwert doch arg in Grenzen hält. Ein Mehrspielermodus existiert nicht, aber immerhin dürfen wir im Kodex einige Hintergrundinformationen über die Spielwelt nachlesen.

Optisch sind die verschiedenen Höllen durchaus recht unterschiedlich und eindrucksvoll, was allerdings nicht über den mangelnden Umfang hinwegtäuschen kann.

Fazit

Metal: Hellsinger stellt zu Recht seinen weitgehend gelungenen Soundtrack in den Mittelpunkt. Das Rhythmus-Gameplay ist an und für sich spaßig, allerdings wird das Spiel im Hinblick auf die zahllosen Gegnerwellen in den Arenakämpfen recht schnell repetitiv. Die kurze Spielzeit von nur vier bis fünf Stunden schlägt ebenfalls aufs Gemüt.

Gespielte Version: – Plattform: Steam – Spielzeit: 4 Stunden

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