Pirates of the Caribbean: At World’s End – Hol’s der Klabautermann! | Kritik

Ihr kennt das bestimmt: In eurer Kindheit habt ihr notgedrungen viele eigentlich furchtbar schlechte Spiele gespielt. Es gab ja nichts anderes. Auch mir ging es ähnlich – von sturzlangweiligen Berufssimulationen wie dem Bagger-Simulator 2008 bis hin zu grausigen Rump’n’Runs wie Mordillo’s Jungle Fever war nichts vor mir sicher. Auch Pirates of the Caribbean: At World’s End, das Begleitspiel zum dritten Fluch-der-Karibik-Film »Am Ende der Welt«, zählt zu diesen Anti-Meisterwerken aus meiner Kindheit. Durch den Gerichtsstreit zwischen Jack-Sparrow-Darsteller Johnny Depp und seiner Ex-Freundin Amber Heard ist mir das Spiel nach vielen Jahren wieder in Erinnerung gekommen und ich habe es mir für viel zu teure 16,79€ auf Steam gekauft. In dieser Rezension möchte ich euch davor bewahren, denselben Fehler zu begehen.

Unterwältigende Story

Zuallererst: Der Untertitel »At World’s End« ist etwas irreführend. Hier handelt es sich nämlich um eine sehr krude Vermengung aus Dead Man’s Chest (also dem zweiten Teil) und eben At World’s End. Die grundsätzliche Rahmenhandlung bleibt zwar irgendwo dieselbe – Jack wird von Davy Jones gejagt und möchte die Truhe mit Jones’ Herz finden, um ihm zu entkommen –, die Story-Autoren dichten jedoch neue Subplots dazu. Und noch viel wichtiger: In diesem Spiel werden einige essenzielle Teile ausgelassen. Cutler Beckett, neben Jones der primäre Antagonist des zweiten und dritten Films, tritt im Spiel kaum auf. Außerdem wird Will Turners Beziehung zu seinem Vater fast komplett unter den Tisch gekehrt.

Die Prämisse des Spiels ist dieselbe wie in den Filmen, der Teufel liegt allerdings im Detail.

Wer das Quellenmaterial nicht kennt, wird sich hier kaum zurechtfinden. Fans der Filme ärgern sich hingegen über die fehlende Dramaturgie. Entweder hätten sich die Entwickler genauer an die Vorlage halten oder eine gänzlich andere Geschichte erzählen müssen. Das hier ist weder Fisch noch Fleisch. Immerhin hat die Story auch nur eine Länge von vier bis fünf Stunden und spannt uns damit nicht unnötig auf die Folter.

Altbackenes Gameplay

Spielerisch reden wir bei At World’s End über ein Action-Adventure. Wir steuern Jack Sparrow, Will Turner, Elizabeth Swan und Barbossa aus einer quasi Third-Person-Ansicht. Die Kamera richtet sich jedoch von selbst aus, abhängig davon, wo wir uns gerade befinden. Dabei handelt es sich um ein Überbleibsel aus alten Adventures, das ich kein Stück vermisse. Manche Kameraeinstellungen sind hierbei wirklich ungünstig, um die Übersicht zu behalten, und die Perspektivwechsel beim Betreten eines neuen Raums sind oft verwirrend. Wir kämpfen hauptsächlich mit unserem Schwert, können in sehr begrenztem Umfang allerdings auch Schusswaffen einsetzen.

Standardmäßig sieht die Steuerung wie folgt aus: Wir steuern mit den Pfeiltasten, blocken mit Links-Shift, führen leichte bzw. schwere Angriffe mit Y respektive X aus, greifen Gegner mit C, interagieren mit Objekten über die Enter-Taste und können mit der Leertaste Gebrauchsgegenstände wie Essen einwerfen. Da sieht man schon: Hier handelt es sich um eine Konsolenumsetzung. Kein PC-Spieler, der einigermaßen bei Verstand ist, würde sich so seine Steuerung legen.

Wenig Gutes, viel Schlechtes

Die Steuerung ist besonders bei den häufig auftretenden Quick-Time-Events problematisch. Hier müssen wir nämlich schnell die richtigen Tasten drücken, die allerdings nur durch Symbole dargestellt werden. »Greifen? War das jetzt auf X oder auf C?«. Aber gut, nach knapp einer Stunde hat man sich daran gewöhnt. Das eigentliche Kampfsystem ist noch mitunter der beste Teil des Spiels. Hier gibt es nämlich die coole Funktion, dass wir einen angreifenden Gegner quasi an uns vorbei laufen lassen können und dieser dann zum Beispiel vom Steg ins Wasser fällt. Außerdem können wir die Umgebung manchmal zu unserem Vorteil nutzen, so können wir Bäume umschlagen, die dann auf unseren Widersacher fallen. Diese netten Ansätze werden aber dadurch zunichte gemacht, dass die Kämpfe viel zu inflationär eingesetzt werden und sich ziehen wie ein alter Kaugummi. Spätestens ab der zweiten Hälfte des Spiels gingen mir die Kloppereien wirklich nur noch auf den Seesack.

Auch der ikonische Kampf auf dem Mühlenrad hat es ins Spiel geschafft.

Da hilft es natürlich auch nicht, dass die Checkpoints teilweise echt mies gesetzt sind, oft sogar noch vor Zwischensequenzen, die wir natürlich auch nicht überspringen dürfen. Generell hat das Spiel ein Problem damit, zu kommunizieren, was der Spieler eigentlich machen soll. Vor allem in Situationen mit Zeitlimits ist das wirklich nicht hilfreich. Nach drei, vier Anläufen hat man’s dann irgendwann herausgefunden, aber gutes Spieldesign ist das damit noch lange nicht.

Aber wie sieht es auf der technischen Seite aus? Nach den Maßstäben des Jahres 2007 ist Pirates of the Caribbean: At World’s End zwar keinesfalls sonderlich hübsch, aber immerhin auch nicht abgrundtief hässlich. Viel schlimmer ist, dass die deutsche Synchronisation absolut lieblos dahingeklatscht wurde. Gerade Jacks Vater Teague ist in dieser Hinsicht echt schlimm und kann seinem Film-Pendant nicht ansatzweise das Wasser reichen. Auch Hans Zimmers grandioser Soundtrack wird in diesem Spiel nicht annähernd so effektiv eingesetzt, wie er es eigentlich verdient hat.

Fazit

Pirates of the Caribbean: At World’s End kann froh sein, dass ich ein großer Fan der Kinofilme bin, denn abseits des bekannten Namens ist dieses Spiel typischer Lizenzschrott. Schwache Präsentation trifft auf motonone Kämpfe und eine grausige Kameraführung. Davon abgesehen scheitert das Spiel auch noch daran, die Geschichte der Filme kompetent zu adaptieren.

Gespielte Version: – Plattform: Steam

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: