Das 2015er Reboot von Star Wars: Battlefront stieß bei Fans und Presse nicht unbedingt auf Begeisterung (meine Wertung: eine sehr verhaltene 6.5). Der Ruf von Electronic Arts war schon damals nicht sonderlich gut – der Nachfolger musste also erheblich besser werden, um das etwas angeschlagene Image wieder aufzupolieren. EA und DICE durften Battlefront 2 nicht in den Sand setzen! Und was soll ich sagen? Sie haben es in den Sand gesetzt. Nun, zumindest zu Release. Glücklicherweise ist Star Wars: Battlefront 2 ein wunderbares Beispiel dafür, wie ein Spiel durch kontinulierliche Verbesserungen, die den Fan-Wünschen entsprechen, doch noch hervorragend werden kann. Mittlerweile habe ich über 1.000 Stunden im Shooter von 2017 versenkt und halte ihn für eines der besten Star-Wars-Spiele aller Zeiten. Hierbei handelt es sich um einen reine Multiplayer-Rezension, den Einzelspieler behandele ich an anderer Stelle.
Die Rückkehr der Klonkrieger… aber nicht nur!
Battlefront 2 geht direkt einen der größten Kritikpunkte am Vorgänger an: Die Klonkriege sind nun endlich wieder im Spiel enthalten. Doch nicht nur das, auch die komplette Sequel-Trilogie (Episode VII bis IX), »Rogue One« und »Solo« sind vertreten. Dazu kommen noch Inhalte aus Serien (zum Beispiel der Kommandodroide aus »The Clone Wars« oder die ISB-Agentin aus »Rebels«). Ja selbst die Klonkommandos aus dem legendären Republic Commando haben es ins Spiel geschafft und wurden erstaunlich detailgetreu umgesetzt. Damit ist Battlefront 2 der umfangsmäßig beste Shooter im Star-Wars-Universum.

Der Modus namens Vorherrschaft nimmt eine besondere Rolle im Spiel ein. Wir dürfen sogar auswählen, in welcher Ära wir spielen möchten. Hier zeigt sich auch, was für ein weites inhaltliches Feld Battlefront 2 abbildet.
Nicht nur die Klonkriege sind zurück, auch eine weitere Mechanik aus den alten Teilen wurde glücklicherweise wiederbelebt: das Klassensystem. Die Spieler dürfen sich nun zwischen »Angriff« (der Allrounder), »Schwer« (Tank und Damage Dealer), »Offizier« (unterstützende Klasse) und »Spezialist« (Scharfschütze) entscheiden, was das Teamplay enorm fördert. Wer sich noch an das Klassensystem aus den Pandemic-Teilen erinnert, der weiß, dass es auch eine besondere Klasse für jede Fraktion gab, zum Beispiel den Wookiee oder den Jettruppler.
Bessere strategische Planung
Etwas ähnliches gibt es auch in EAs Battlefront 2, allerdings nun in Form von drei besonderen Klassen: »Vollstrecker« (zum Beispiel Droidekas für die Separatisten), »Lufttruppler« (eine Einheit mit Jetpack und Raketenwerfer) und »Infiltrator« (beispielsweise der Sith-Truppler für die Erste Ordnung). Wenn wir genug Kampfpunkte gesammelt haben – beispielsweise durch Kills – können wir in die Haut dieser besonders starken Soldaten schlüpfen. Bei den Helden und den Fahrzeugen greift dasselbe System. Die Power-ups aus dem Vorgänger sind damit nun glücklicherweise Geschichte. Davon profitiert das Spiel enorm, da wir nun deutlich strategischer planen können und nicht so sehr vom Zufall abhängig sind.

Mit Fähigkeitenpunkten (man bekommt pro Levelaufstieg in einer Klasse einen) darf ich Sternenkarten auf die nächste Stufe bringen. Die Auswirkungen scheinen erst minimal zu sein, summieren sich aber auf lange Sicht.
Weiterhin wurde das Partnersystem aus dem Vorgänger ausgebaut. Jetzt gibt es Trupps mit insgesamt bis zu vier Mitgliedern, wobei wir bei jedem einzelnen spawnen können – ebenfalls sehr gut. Es gibt, wie im Vorgänger auch, die Möglichkeit, seine Spielfigur mit Sternenkarten zu individualisieren. Diese sind aber diesmal klassenabhängig, so kann die schwere Einheit etwa einen Kampfschild aktivieren, wohingegen der Spezialist zum Beispiel eine Schockgranate mitnehmen darf. Fahrzeuge und Helden lassen sich nach demselben Prinzip anpassen. Wir können mit jeder Klasse im Rang aufsteigen und investieren die dadurch erhaltenen Fähigkeitenpunkte, um unsere Karten zu verbessern. An den Rang der jeweiligen Klasse ist auch gekoppelt, auf welche Karten wir überhaupt zugreifen können. Das ist auf jeden Fall meilenweit besser als das ursprüngliche System von Star Wars: Battlefront 2, wo wir die Sternenkarten nur aus Lootboxen bekamen.
Die überarbeiteten Helden
Ansonsten bleibt noch zu sagen, dass jede Klasse über fünf Primärwaffen verfügt, für die wir in den meisten Fällen noch jeweils drei Modifikationen freischalten kann. Es gibt insgesamt 22 Helden beziehungsweise Schurken, darunter Hauptcharakteren wie Darth Vader oder Obi-Wan Kenobi, aber auch skurrile Nebenfiguren wie BB-9E, einem »Balldroiden« der Ersten Ordnung. Bei letzterem markt man, dass DICE irgendwann die Ideen ausgegangen sind, welche Schurken sie noch ins Spiel einbauen können. Im Hinblick auf die Helden ist auch zu sagen, dass diese nun pro Kill Lebenspunkte regenerieren. Das macht sie zwar einerseits enorm stark, andererseits kann man die Helden auch gut kontern, zum Beispiel mit Spezialeinheiten oder Fahrzeugen.

Jeder Held verfügt zudem über drei (oder in Anakins Fall sogar vier) einzigartige Fähigkeiten, zum Beispiel kann Darth Vader sein Lichtschwert werfen, Gegner würgen und in eine Art Berserkermodus übergehen. Das bedeutet natürlich auch, dass das Balancing zuweilen etwas wackelig ist. Gerade Anfänger dürften Lichtschwerthelden deutlich stärker finden als Blasterhelden, da letztere im Nahkampf ein leichtes Ziel sind, wenn der jeweilige Spieler nicht die Ausweichrolle perfekt beherrscht. Im Rahmen der Möglichkeiten geht das Balancing jedoch in Ordnung – keiner der Helden ist komplett unnütz, jeder hat irgendeine Schwachstelle.
Galaktischer Angriff und Vorherrschaft
Es werden insgesamt neun Mehrspieler-Modi geboten. Ihr erinnert euch vielleicht, dass ich in meiner Kritik zum Reboot der Meinung war, dass das Spiel weniger, aber dafür bessere Modi gebraucht hätte. Battlefront 2 hat zwar fast genauso viele Modi, aber dafür sind sie diesmal durch die Bank weg deutlich besser. Die zwei wichtigsten sind:
Galaktischer Angriff: Dieser 40-Spieler-Modus war für lange Zeit das Aushängeschild des Spiels. Wir bewegen uns über eine große Karte, wobei sich das Einsatzziel während der Runde dreimal ändert. Ein Team greift an, das andere verteidigt, wobei das Angreiferteam nur über eine begrenzte Anzahl an Tickets verfügt. Wenn die Verteidiger die Angreifer an irgendeinem Punkt stoppen, ist die Runde vorbei. Ein sehr cooler Modus, bei dem massiv Star-Wars-Atmosphäre aufkommt.

Vorherrschaft: Dieser Modus (40 Spieler, die durch KI-Soldaten ergänzt werden) wurde erst lange nach der Veröffentlichung von Battlefront 2 hinzugefügt und hat den Galaktischen Angriff mittlerweile als den Star des Spiels abgelöst. Ähnlich wie in den alten Serienteilen kämpfen wir nicht-linear um mehrere Kommandoposten. Jedes Team besitzt ein Großkampfschiff. Wenn eine Mannschaft eine gewisse Anzahl von Punkten, die wir durch die Kontrolle von Kommandoposten erhalten, erlangt hat, verlagert sich der Kampf auf das Großkampfschiff des Gegners, das wir von innen heraus zerstören muss. Scheitert der Angriff, beginnt der Kampf um die Kommandoposten erneut. In seinen besten Momenten ist dieser Modus wirklich fantastisch, aber da eine Runde so lange dauert, bis ein Großkampfschiff zerstört wurde, können sich Gefechte theoretisch stundenlang hinziehen. Das Zeitalter der Rebellion ist hierbei die große Ausnahme – dort gibt es nämlich nur Bodenschlachten.
Die übrigen Modi
- Gefecht (16 Spieler): Hierbei handelt es sich um ein klassisches Team Deathmatch. Die Mannschaft, welche zuerst 100 Abschüsse erreicht, gewinnt. Keine Helden.
- Angriff/Exfiltration (16 Spieler): Ähnlich wie Gefecht, allerdings muss eine Seite hier ein bestimmtes Ziel erreichen. Beispielsweise müssen die Rebellen auf dem Todesstern Pläne stehlen und diese in eine Evakuierungszone bringen, haben dafür aber nur eine begrenzte Anzahl an Tickets, während die Sturmtruppler unendlich oft spawnen können. Keine Helden.
- Ewok-Jagd (20 Spieler): Auf dem Waldmond Endor herrscht Nacht – es ist so dunkel, dass die Sturmtruppler ohne ihre Taschenlampen fast nichts sehen können. Eine kleine Anzahl von Spielern startet als Ewoks, welche Jagd auf die Sturmtruppler machen, bevor diese sich in ihr Shuttle flüchten können. Jeder getötete Sturmtruppler verstärkt die Reihen der Ewoks. Prinzipiell spannend, allerdings kann dieser Modus sehr einseitig sein, was davon abhängt, wie stark das Ewok-Team zu Anfang ist. Keine Helden.

- Helden vs. Schurken (8 Spieler): Zwei Viererteams kämpfen darum, als erste Mannschaft 35 Kills zu erreichen – nur mit Helden und Schurken. Ein schön schörkelloser Modus, der mir erheblich besser gefällt als im Vorgänger.
- Helden-Showdown (4 Spieler): Auch hier kommen zur Helden und Schurken zum Zug, allerdings gibt es diesmal nur Zweierteams. Drei Runden müssen für den Gesamtsieg gewonnen werden – stirbt jemand, ist er für den Rest der Runde permanent tot. Das Siegerteam muss nach einer Runde zwei komplett neue Charaktere auswählen, das Verliererteam nicht.
- Sternenjäger-Angriff (24 Spieler): Ähnlich wie in Angriff handelt es sich hier nicht um ein reines Deathmatch, stattdessen müssen hier eine Reihe von vorgebenen Zielen erfüllt werden. Die Raumschlachten sind visuell spektakulär, spielerisch aber recht simpel und anfangs frustrierend zu erlernen.
- Sternenjäger-Showdown (8 Spieler): Dasselbe Prinzip wie in Helden-Showdown – nur eben mit Helden-Raumschiffen.
- Koop (4 Spieler): Hier treten wir mit unseren Truppkameraden gegen KI-Gegner an, welche auch in die Haut von Helden schlüpfen können. Es gilt, mehrere Missionsziele zu erfüllen, beispielsweise sollen wir einen Kommandoposten gegen die anstürmenden Horden verteidigen.
Meist überzeugende Karten
In Battlefront 2 gibt es insgesamt 20 Karten, wobei diese je nach Spielmodus entsprechend unterteilt werden. An Abwechslung mangelt es also nicht. Lediglich über die Qualität der Karten lässt sich streiten. Manche mag ich überaus gerne (Hoth, Kashyyyk, Todesstern II), andere finde ich tendenziell langweilig oder nervig (zum Beispiel Jakku oder Crait). Letztere Karte ist über weite Strecken eine einzige Todeszone. Abseits einiger Ausrutscher bietet Battlefront 2 aber wirklich grundsolide Maps. Wo wir eben schon einmal bei den Fahrzeugen waren: Diese reichen von nicht steuerbarer Artillerie wie dem AT-AT (wir bedienen nur die Waffen) über kleinere Läufer wie den AT-ST bis hin zu flinken Speedern. Auf manchen Karten können wir zudem auch noch Sternenjäger fliegen.

Auf Kashyyyk im Modus Vorherrschaft steppt der Bär… ähh, der Wookiee. Ich düse hier auf meinem Gleiter herum, während zwei Armeen um fünf Kommandoposten kämpfen. Über allem schwebt das Schlachtschiff der Separatisten. So geht Star Wars!
Bedauerlich ist nur, dass Battlefront 2 es nicht schafft, Bodenkämpfe und richtige Raumschlachten miteinander zu verbinden. Das wäre ein Novum in der Serie gewesen und hätte viele alteingesessene Fans wie mich sehr glücklich gemacht. Ein Bereich, in dem Battlefront 2 den alten Serienteilen unterliegt, ist der Umstand, dass wir Fahrzeuge nur alleine benutzen können. Eine verpasste Chance für mehr Teamplay.
Technik, Mikrotransaktionen, Spielerzahlen
Zuletzt noch ein paar Worte zur Technik. Battlefront 2 ist, wie sein Vorgänger auch schon, eines der schönsten Spiele seiner Zeit. Nur mit den Gesichtern mancher Helden haben sich die Entwickler immer noch schwer getan. Anakin Skywalker sieht beispielsweise extrem leblos aus. Das Sounddesign und die Musik sind nach wie vor absolut erstklassig. Viel interessanter, als die Präsentation zu loben, ist es, die Situation rund um die Mikrotransaktionen unter die Lupe zu nehmen. Wie bereits zuvor beschrieben, lief das gesamte Progressionssystem des Spiels einst über Lootboxen. Die Zufallselemente wurden mittlerweile aber komplett entfernt.
Wir können aber nach wie vor Echtgeld ausgeben, um uns Skins, Emotes und Siegerposen für unsere Soldaten und Helden zu kaufen. Das läuft über eine Währung, die sich »Kristalle« nennt. 1.000 Kristalle kosten hierbei zehn Euro. Skins gibt es in mehreren Qualitätsstufen von »Gewöhnlich« (5.000 Credits/150 Kristalle) bis hin zu »Legendär« (80.000 Credits/2.000 Kristalle). Für die seltensten Skins werden dementsprechend 20 Euro fällig – dass es sich hierbei um ein furchtbar schlechtes Geschäft handelt, muss ich hoffentlich niemandem mehr erklären. Bis auf ein paar Vorbestellerboni wie Kylo Rens Skin namens »Unmaskiert« können wir aber alles ohne Echtgeldeinsatz freispielen. Ob das jedoch auch in einem realistischen Rahmen möglich ist, steht nochmal auf einem anderen Blatt. Selbst bei meinem über 1.100 Spielstunden habe ich immer noch nicht alles freigeschaltet. Kurios: Wenn ihr die sogenannte Celebration Edition kauft, sind alle Skins direkt verfügbar. Damit habt ihr aber auch keine Möglichkeit mehr, eure erspielten Credits für irgendetwas auszugeben.

Außerdem muss ich am Multiplayer doch noch einen entscheidenden Kritikpunkt anbringen: Das Matchmaking ist, ich würde schätzen, in knapp 20% der Fälle katastrophal schlecht und lässt vollkommen unausgeglichene Mannschaften gegeneinander antreten. Die meiste Zeit über geht die Team-Balance jedoch in Ordnung. Was die Spielerzahlen angeht: SteamCharts.com spricht aktuell (Stand 22.08.2022) von rund 1.400 Spielern, die täglich in der Spitze gleichzeitig aktiv sind. Natürlich kommen hier noch die Spieler dazu, welche Battlefront 2 nur über Origin nutzen, dennoch macht sich schon bemerkbar, dass manche Modi wie Sternenjäger-Showdown zunehmend verwaisen.
Fazit
Nach einem verkorksten Launch haben EA und DICE aus Battlefront 2 den besten Teil der Reihe gemacht – und das sage ich als großer Fan von Pandemics ursprünglichem Battlefront 2. Detailgrad, Umfang und Atmosphäre suchen ihresgleichen unter den Star-Wars-Spielen. Das kann mir auch eine tendenziell schwache Kampagne und ein stellenweise fragwürdiges Matchmaking nicht vermiesen.

Gespielte Version: – Plattform: Origin