Star Wars: Battlefront 2 (2017) – Einzelspieler-Kritik

Wie ich in meiner Kritik zum Multiplayermodus von Star Wars: Battlefront 2 bereits angemerkt hatte, habe ich mittlerweile über 1.000 Stunden in das Spiel gesteckt. Ihr könnt euch also sicherlich vorstellen, dass ich so einiges über Battlefront zu erzählen habe. Deshalb habe ich beschlossen, meine Rezension noch einmal auszubauen und in zwei Teile zu spalten. In dieser hier soll es konkret um den Einzelspielermodus gehen.

Ein Imperium im Krieg

Star Wars: Battlefront 2 geht einen der größten Kritikpunkte am Vorgänger an: das Fehlen einer Einzelspieler-Kampagne, wie sie der ursprüngliche zweite Teil aus dem Jahr 2005 (Wertung: 8.0) noch hatte. Wo die Geschichte dort allerdings noch zur Zeit der Klonkriege begann, spielt das neue Battlefront 2 über 20 Jahre später nämlich parallel zu »Die Rückkehr der Jedi-Ritter«. Wir schlüpfen in die Rolle von Iden Versio (verkörpert durch Janina Gavankar), der Anführerin des Inferno-Trupps, einer Spezialeinheit des Galaktischen Imperiums. Auf dem Waldmond Endor geben wir zusammen mit unseren Kameraden Meeko und Hask unser Bestes, um den Angriff der Rebellen abzuwehren, doch die Zerstörung des Todessterns ändert alles und zwingt uns zum Rückzug. Die Rebellenallianz benennt sich daraufhin zur »Neuen Republik« um und drängt das Imperium in der ganzen Galaxis immer weiter zurück.

Mit Stealth-Takedowns kann Iden die Gegner dezimieren, ohne Alarm zu schlagen. Auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad halten wir nur eine Handvoll Treffer aus.

Achtung: Dieser Absatz beinhaltet einen Spoiler, der aber ohnehin schon jedem bekannt sei sollte. Während der Inferno-Trupp unter Idens Führung dem Imperium anfangs noch treu ergeben ist, bewirkt eine besonders brutale Aktion des imperialen Regimes, dass sie zur Neuen Republik überläuft. Im Gegensatz zu manch anderen Fans habe ich mit dieser Entscheidung kein grundsätzliches Problem. Immerhin gibt es genug Spiele, die uns konsequent auf imperialer Seite kämpfen lassen (etwa das ursprüngliche Battlefront 2). Allerdings hätte die Entwickler bei DICE Idens moralischem Konflikt und ihrer Desertion mehr Zeit einräumen müssen. Das Ganze passiert ziemlich schlagartig und wirkt daher nicht so glaubwürdig, wie es sein könnte.

Unnötige Helden-Passagen

Die 13 Missionen lange Kampagne – wir können vorbildlicherweise jeden Abschnitt aus dem Hauptmenü heraus starten, sobald wir ihn abgeschlossen haben –, ist nicht sonderlich lang. Bei meinem letzten Durchlauf für diese Rezension habe ich die Geschichte in knapp unter vier Stunden abgeschlossen. Ich habe die Kampagne aber mittlerweile auch schon drei, vier Mal durchgespielt, als Neulinge könnt ihr mit fünf bis sechs Stunden rechnen. Wir spielen aber nicht nur Iden Versio, ganz im Gegenteil. In fünf der 13 Missionen schlüpfen wir jeweils in die Rolle von Luke Skywalker, Leia Organa, Han Solo, Lando Calrissian und Kylo Ren. Manche dieser Abschnitte sind sehr relevant für die Hauptstory, andere dienen teilweise nur dazu, die Grundlage für komplett andere Geschichten aufzubauen. Gerade die Mission mit Han auf Takodana könnte man komplett aus der Handlung streichen und es würde nichts fehlen.

Darf ich vorstellen: Luke Skywalker – Käferschlächter.

Diese Zeit hätte man doch nutzen können, um Idens Trupp mehr Raum zu geben und die Zweifel am Imperium über einen längeren Zeitraum aufzubauen, sodass die Desertion glaubhafter wird. Zumal die Abschnitte mit den Helden spielerisch oft auch noch zu wünschen übrig lassen. Ein plakatives Beispiel: In einer der ersten Missionen schlüpfen wir in die Rolle von Luke Skywalker, einem der mächtigsten Jedi aller Zeiten, und wir töten in dieser Mission… hauptsächlich Käfer. Na toll.

Lob und verpasste Chancen

Wir können die Kampagne in in drei Schwierigkeitsgraden angehen: Entdecker, Soldat und Spezialeinheit. Wenn ihr schon Erfahrung mit Shootern habt, würde ich euch direkt zu »Spezialeinheit« raten. Das klingt erst einmal hart, aber tatsächlich hängt der Erfolg weniger mit spielerischem Geschick zusammen, sondern eher mit reiner Geduld. Ich war von anderen Shooter darauf getrimmt, dass man es mit unendlichen Gegnerhorden zu tun bekommt und dass es sich daher nicht lohnen würde, langsam vorzugehen. Die Feinde spawnen in Battlefront 2 aber tatsächlich nicht nach, sodass wir uns im Kampf gegen die Übeltäter alle Zeit der Welt lassen könne. Das rechne ich dem Spiel positiv an.

Auf Takodana schwingen wir uns hinter das Steuer des Millennium Falken, um einen imperialen Kreuzer vom Himmel zu holen.

Dass die Kampagne tendenziell nicht sonderlich schwierig ist, hängt auch mit der Art der Gegner zusammen. Natürlich gibt es die obligatorischen schweren Einheiten, Nahkämpfer, Scharfschützen und so weiter. Das macht sich aber spielerisch kaum bemerkbar. Alles, was uns vor die Flinte läuft, ist nach ein, zwei Schüssen in den Kopf mausetot. Lediglich die imperialen AT-ST-Kampfläufer sind fies, aber diese kann man meistens mit aufsammelbaren Raketenwerfern gut loswerden. Hier hätte Battlefront 2 uns wirklich etwas spannendere (und vor allem intelligentere!) Gegenspieler präsentieren können. Was ich mir auch gewünscht hätte, wäre ein System, um die Mitglieder meines Trupps kommandieren zu können. Man denke an Republic Commando, wo es absolut essenziell war, seinen Klonkriegern die richtigen Befehle zu geben. Hier stehen die Kameraden meist nur ziemlich nutzlos in der Gegend rum.

Es gibt noch mehr!

Dafür ist die Kampagne in gewohnter DICE-Manier sehr überzeugend inszeniert. Manche Missionen muten stellenweise wie ein Film an, so lebhaft und detailliert wirken sie. Vor allem die zahlreich auftretenden Raumschiff-Abschnitte haben es mir getan. In meinem X-Flügler in der optionalen Cockpitansicht am Rumpf eines Sternenzerstörers entlangzufliegen – das hat schon was. Der einzige Wermutstropfen sind die stellenweise etwas hölzern präsentierten Ingame-Dialoge, aber ansonsten ist die grafische Umsetzung der Kampagne ganz klar hervorragend. Im Kontext der Serie halte ich die Kampagne des 2017er Battlefronts für die beste. Ich kann zwar verstehen, warum manche Fans die alte Geschichte um die 501. Legion aus dem ursprünglichen Battlefront 2 bevorzugen, aber alleine in Sachen Produktionsqualität ist der Titel aus dem Jahr 2017 einfach um Welten überlegen. Es gibt übrigens noch eine zweite Kampagne namens »Wiederbelebung«, welche ich in einer eigenen Kritik thematisiert habe.

In »Sofort-Action« können wir über den Spielmodus bis hin zum Planeten alles haargenau einstellen.

Der Einzelspieler besteht aber auch nicht nur aus der Kampagne, es existieren nämlich noch zwei andere Modi. »Arcade« lässt uns in unterschiedlichen Szenarien gegen KI-Gegner und außerdem noch gegen die Uhr antreten – je besser wir abschneiden, desto mehr Sterne ergattern wir. Im Modus »Sofort-Action« können wir uns ganz nach eigenem Gutdünken eine Partie zusammenstellen. Sowohl Arcade als auch Sofort-Action sind im Großen und Ganzen aber nicht mehr als nette Dreingaben.

Fazit

Die Geschichte von Battlefront reißt garantiert keine Bäume aus, ich halte sie aber dennoch für die beste der Serie. Das liegt vor allem an der hohen Produktionsqualität und der gelungenen Inszenierung auf gewohntem DICE-Niveau. Erzählerisch und spielmechanisch hätte man allerdings deutlich mehr herausholen können. »Arcade« und »Sofort-Action« sind nett, aber nicht großartig.

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