Wasteland Remastered Ersteindruck: Spieldesign von anno dazumal

Die Wasteland-Reihe stellte mich schon vor einige Herausforderungen, bevor ich sie überhaupt erst gespielt hatte. Der zweite und dritte Teil (von 2014 respektive 2020) gelten als sehr gute Oldschool-Rollenspiele und stehen schon eine Weile auf meiner Liste von Spielen, die ich noch unbedingt nachholen will. Nun fange ich aber gerne mit dem ersten Teil einer Reihe an, was bei Wasteland allerdings nicht so einfach ist – das Original ist immerhin 1988 erschienen. Selbst bei aller Retro-Liebe ist mir das dann doch eine Spur zu alt. Zum Glück gibt es ja Wasteland Remastered, eine Neuauflage des Klassikers, die 2020 veröffentlicht wurde. Ich stürzte mich unbefangen ins Ödland – und schnell stellte sich Ernüchterung ein.

Auf ins Ödland!

Im späten 21. Jahrhundert ist die Erde verseucht und zerstört, nachdem sich die Nationen der Welt knapp 100 Jahre zuvor mit Atombomben gegenseitig ausgelöscht haben. Die Ausgangslage wird uns in einem sehr schmucklosen scrollenden Text beigebracht – also quasi wie bei Star Wars, nur ohne die epische Musik. Und nur auf Englisch. Da ich nichts mehr hasse als englische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln, habe ich komplett auf Englisch umgeschaltet. Wir sind Angehöriger der Desert Rangers, einer Gruppe, die in den ehemaligen Vereinigten Staaten wohl für Ordnung sorgt. Uns wird der Auftrage gegeben, in drei unterschiedlichen Siedlungen nach dem Rechten zu sehen – und werden so in die Spielwelt entlassen.


Das Ödland bei Nacht. Wir stehen vor den Toren einer Festung.

Unsere Vierergruppe wird auf der Weltkarte durch eine einzige Figur dargestellt, die auch nicht einmal animiert ist. Per WASD oder Maus schieben wir unseren Helden durch das Ödland, wobei wir uns auf einem unsichtbaren Raster bewegen – wir können nur horizontal oder vertikal ziehen, diagonal ist nicht drin. So weit, so unspektakulär. Das Problem: Bis auf die Bewegung fand ich absolut nichts in Wasteland intuitiv. Das Spiel ist durchaus komplex, hat aber gar kein Tutorial. Wenn wir wissen wollen, was hier überhaupt abgeht, müssen wir seitenweise Einträge in der Ingame-Enzyklopädie lesen. Auch die Menüs sehen wirklich noch aus wie aus einem Spiel der 80er Jahre und sind aus heutiger Sicht fast unbrauchbar.

Unspektakuläre Kämpfe in Wasteland Remastered

Auf der Weltkarte können wir wiederum kleinere Ortschaften wie das Agricultural Center betreten. Hier sollte ich mich beispielsweise um einen Bossgegner kümmern, wurde auf dem Weg aber immer wieder von Gegnern aufgehalten. Die Fieslinge ploppen ohne Warnung vor uns auf, oftmals aber außer Reichweite, sodass wir uns immer noch zurückziehen können, ohne Schaden zu nehmen. Aber Junge, Junge, ich konnte in diesem verfluchten Agricultural Center keine zwei Schritte unternehmen, ohne irgendeinen Encounter auszulösen. Diese verdammten blutrünstigen Nagetiere!


Wir können sieben Kampfbefehle erteilen.

Die Kämpfe laufen rundenweise ab. Zu Beginn jedes Gefechts wählen wir für jeden unseren Kämpfer eine Aktion aus, zum Beispiel »Angriff« oder »Nachladen«. Wirkliche Kampfanimationen gibt es keine – alles läuft in Textfenstern ab. Die unterschiedlichen Statusupdates kommen auch noch mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit rein: Hell Razor trifft, eine Echse stirbt, der Kollege der Echse greift für drei Schaden an, Thrasher schießt daneben, das Opossum richtet sechs Schaden an… äh, wo waren wir noch gleich? In der Theorie mag das Kampfsystem ja ganz in Ordnung sein, aber mir sind solche Textfenster-Schlachten erheblich zu langweilig und einer der Gründe, warum ich nach wenigen Stunden gesagt habe: Das war genug Wasteland Remastered für die nächste Zeit. Hoffentlich sind die neuen Serienteile deutlich besser.

Fazit

Wasteland Remastered ist nur für Fans des Klassikers von 1988 interessant. Die Neuauflage erschien zwar 2020, war da grafisch, spielerisch und in Sachen Komfort aber schon mehr als zwei Jahrzehnte veraltet. Für mich steht fest: Ich werde Wasteland Remastered nicht zu Ende spielen. In Sachen Oldschool-Rollenspiele gibt es erheblich bessere Titel auf dem Markt.

Enrico Marx

Wertungstendenz: 3.5 – 4.5

Infokasten

Gespielte Version: 1.24 – Plattform: Steam

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